Forschungsleitbild

Veritas est adaequatio rei et intellectus

So heißt es schon in der Antike in einer dem Aristoteles zugeschriebenen Formulierung. Moderne Wissenschaft ist auch uneingeschränkt der Wahrheit verpflichtet. Gleichzeitig ist gerade energiewirtschaftliche Forschung ein Prozess, in den vielfältige Aspekte einfließen. Daher gilt in freier Übertragung des antiken Vorbilds für unsere Forschung:

Wissenschaftliche Wahrheit entsteht dort, wo empirische Wahrnehmung und theoretische Konstruktion zur Übereinstimmung gebracht werden.

Wir orientieren uns an aktuellen Theorien aus den Wirtschaftswissenschaften und anderen Disziplinen und wenden sie auf energiewirtschaftliche Fragestellungen an. Zum Beispiel lassen sich viele Aussagen zur Preisbildung auf Energiemärkten aus der sogenannten Effizienzmarkthypothese ableiten. Aber aktuelle Entwicklungen auf den Energiemärkten geben auch Anlass, nach alternativen Theorien zur Markt- und Preisentwicklung zu suchen. So sind die Auswirkungen begrenzter Marktliquidität auf Preisbildung und Handelsstrategien ein Problem, das uns aus der empirischen Beobachtung kommend derzeit immer wieder in der Forschung beschäftigt.

Forschungsbereiche

Am Lehrstuhl für BWL insbesondere Energiewirtschaft (EWL) der Universität Duisburg-Essen werden Fragestellungen der Energiegewinnung,  -umwandlung, -verteilung und -nutzung untersucht. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Weber arbeitet ein Team von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an aktuellen Fragestellungen der Energiewirtschaft und Systemanalyse. Dabei werden neben betriebswirtschaftlichen und Ansätzen des Operations Research auch Erkenntnisse anderer Disziplinen wie Volkswirtschaftslehre, Ingenieurs- und Sozialwissenschaften in Lehre und Forschung berücksichtigt. Der Schwerpunkt liegt auf Fragestellungen, die für Unternehmen der Branche im wettbewerblichen Umfeld relevant sind.

Die Forschungsarbeiten des Lehrstuhls gliedern sich in die vier Bereiche:

  •  Erneuerbare Energien und Netze,
  •  Elektrizitätsmarktmodelle,
  •  Energieanwendungen und -innovationen sowie
  •  Portfolio- und Risikomanagement.

Dabei liegt der Schwerpunkt in der Gruppe Elektrizitätsmarktmodelle auf Methoden, Modellen und Szenarien, um die zukünftige Entwicklung von Angebot, Nachfrage und Transportinfrastrukturen sowie der damit einhergehenden Preise zu beschreiben.  Der Fokus liegt hierbei auf den Strommärkten einschließlich der Integration erneuerbarer Energien, aber auch die Märkte für Erdgas und andere fossile Energieträger sowie CO2-Zertifikate werden betrachtet. 

Die Gruppe Energieanwendungen und -innovationen untersucht gezielt einzelne Technologien und deren Einbindung in die zukünftigen Energiemärkte, einschließlich damit einhergehender Geschäftsprozesse und Marktdesigns. So werden in dieser Gruppe zum Beispiel Mikro-KWK-Anlagen betrachtet, aber auch Wärmesysteme der Zukunft und mögliche Marktausgestaltungen für regionale Strommärkte.

In der Gruppe Portfolio- und Risikomanagement liegt der Fokus auf unternehmerischen Entscheidungen im Umfeld der Energiemärkte. Hier werden zum einen gezielt Methoden und Modelle entwickelt, um die Volatilitäten und Unsicherheiten bei Strom- und Brennstoffpreisen für verschiedene Zeithorizonte angemessen zu modellieren. Zum anderen werden Methoden und Tools für das Portfolio- und Risikomanagement sowie die Bewertung von Kraftwerken und Speichern als Realoptionen entwickelt und angewandt.

Die Gruppe Erneuerbare Energien und Netze befasst sich einerseits mit der Integration Erneuerbarer Energien unter Berücksichtigung der einhergehenden Unsicherheiten. Hierbei spielt auch die Modellierung der regionalen Verteilung eine wichtige Rolle. Andererseits werden die Wechselwirkungen zwischen Netz(-restriktionen) und Marktdesign sowie die Integration verschiedener Flexibilitätsoptionen im Verteilnetz und deren Auswirkungen auf das Verteil- und Übertragungsnetz beleuchtet.